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Apolda

Ideen- und Realisierungswettbewerb Darrplatz/Melanchthonplatz

Anerkennung für den offenen Wettbewerb Darrplatz/ Melanchthonplatz in Zusammenarbeit mit Landschaftsarchitekten ANNABAU und Ingenieurgesellschaft Schüßler-Plan

2012

Wettbewerbsaufgabe war die Gestaltung von attraktiven öffentlichen Freiräumen, einhergehend mit der städtebaulichen Neuordnung des Projektgebietes Darrplatz/ Melanchthonplatz.

Aus der Entwurfsbeschreibung

Städtebauliches Grundkonzept

Die zwei Stadtplätze, Melanchthonplatz und Darrplatz werden in Ihrem Charakter herausgearbeitet und als zwei bedeutende Stadtbausteine neu interpretiert. Der als Stadtplatz durch Gründerzeitbebauung gefasste Melanchthonplatz wird als urbaner Kirchplatz entworfen. Eine eleganter zurückhaltend gestalteter Platz betontet die Bedeutung der Lutherkirche, ist Adresse und Aufenthaltsort und bietet Raum für Veranstaltungen. Als Qualität und Charakteristika des Darrplatzes wird der Garten des ehemaligen Bankhaus Böhme aufgegriffen und als prägnanter Stadtgarten in dem städtebaulich sehr heterogenen Umfeld gestaltet. Der Stadtgarten ist Treffpunkt, Adresse und und grüner Stadtplatz vor der Stadthalle. Das Ensemble Bankhaus Böhme mit dem denkmalgeschützten Jungendstilgartenhaus bleibt erhalten und wird zum öffentlichen Garten in der Stadt.

Melanchthonplatz

Der Melanchthonplatz erhält einen durchgehenden Belag aus geschliffenem, linear verlegtem Großsteinpflaster. Das Pflaster wird von Fassade zu Fassade verlegt. (Bis auf den Bereich Dornburger Straße) Die Mischverkehrsflächen Dornsgasse und Lindenberg werden durch gleichen Belag in die Platzfläche integriert. Der Verkehrsbereich wird durch flache Bordsteine aus Naturstein, mit ca 3 cm Höhenunterschied, abgesetzt. Im nördlichen Bereich der Kirche wird das unterschiedliche Höhenniveau durch Stufen im der Platzfläche ausgeglichen. Im direkten Bereich der Kirche und an den Eingängen liegen großformatige Natursteinplatten im Pflasterbelag. Die Platten heben den Eingangsbereich der Kirche hervor und markieren den Hauptbereich für Veranstaltungen an der Kirche. Großzügige Bänke westlich und östlich der Kirche laden zum Aufenthalt ein. Der Baumbestand an der Kirche bleibt erhalten. Behindertenparkplätze liegen gut erreichbar, vom Eingang der Kirche, im Südosten des Platzes. Zehn weitere öffentliche, straßenbegleitende Stellplätze befinden sich südlich der Kirche.

Darrplatz

Der Darrplatz ist in seiner ursprünglichen Gestalt nicht mehr erkennbar. Als Qualität und Charakteristika des bestehenden Platzes wird der Garten des ehemaligen Bankhauses Böhme aufgegriffen und als prägnanter Stadtgarten in dem städtebaulich sehr heterogenen Umfeld neu gestaltet. Im Gegensatz zum gepflasterten Kirchplatz entsteht hier ein grüner Platz als Treffpunkt und Aufenthaltsort vor dem Stadthaus.

Durch einen klaren Rahmen aus Sitzstufen wird der Stadtgarten als urbanes Kleinod gefasst. Das ehemalige Bankhaus Böhme bleibt als Teil des Ensembles erhalten und wird mit einer dem Stadtgarten verbunden Nutzung revitalisiert (Kultur, Ausstellung im EG, Wohnen im OG). Im Bereich des Jugendstil-Gartenhäuschens entsteht ein Bier und Kaffeegarten. Öffentliche Wege verbinden durch den Stadtgarten und führen direkt von der Darrstraße zum Stadthaus. Neben den Aufenthaltsmöglichkeiten wird im Stadtgarten Spiel für Generationen angeboten.

Die durch die Brachflächen entstandene Freiräume werden als eine neue Qualität gesehen. Der Entwurf definiert den Stadtraum neu: Der Darrplatz wird über die Bernardstraße erweitert und es entsteht eine neue Aufenthaltszone vor der intakten Blockkante im Nordosten und eine Durchlässigkeit bis hin zum Melanchthonplatz. Die Darrstraße erhält eine neue Führung und bildet die Verlängerung der Lindengasse.

Der Belag der Platzflächen des Darrplatzes und der umgebenden Straßen besteht einheitlich aus Kleinsteinpflaster. Pflasterinnen aus Naturstein strukturieren die Bereiche und bilden eine Einheit mit anderen Bereichen der Altstadt. Die Darrstraße liegt ca. 3cm tiefer und ist durch Bordsteine von den Platzflächen abgesetzt. Die Verbindung Stadthaus, Darrplatz, - Melanchthonplatz, Lutherkirche wird durch die freigehaltene städtebauliche Achse Lindengasse erreicht.

Die gepflasterten Bereiche des Darrplatzes gliedern sich in drei Zonen. Vor dem Stadthaus liegt ein großzügiger Eingangsbereich mit Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. Im südöstlichen Bereich liegt eine Platzfläche mit Bereichen für Außengastronomie, kleinen Veranstaltungen und Aufenthalt. Im südwestlichen Bereich, vor der Klinik sind die notwendigen Stellplätze angeordnet. Großzügige „Stadtsofas“ laden zum Verweilen ein. Einzelne Bäume gliedern den Stadtraum. Fahrradständer sind im Bereich des Stadthauses angeordnet.

Verkehr

Das neue städtische Verkehrskonzept wird übernommen. Der Knotenpunkt Dornburgerstraße – Bernhardstraße – Tyroffstraße – Darrstraße wird neu gestaltet. Durch die Neuverlegung der Darrstraße mit einem rechtwinkligen Anschluß an die Straße am Darrplatz und die Verschmälerung der Tyroffstraße wird die Kreuzung entzerrt und die Verkehrssituation übersichtlich.

Im Bereich des Darrplatzes und Melanchtonplatzes sind die Fahrbahnen mit dem Platzbelag gepflastert und durch einen Bordstein, ca 3 cm, und Pflasterrinnen vom Fußgängerbereich getrennt. Alle Mischverkehrsflächen erhalten, im Anschluss an die angrenzenden, neu gestalteten Straßen, Kleinsteinpflaster von Fassade bis Fassade. Die Belagsflächen werden durchgängig durch Pflasterrinnen mit Punkteinläufen entwässert.

Die öffentlichen Parkplätze im Bereich Darrplatz / Darrstraße werden vor der Klinik (11 Stk) und straßenbegleitend in der Darrstraße (9 Stk) angeordnet. Die privaten Parkplätze werden im Inneren des Blockes an der Darrstraße geplant.

Bebauung

Der Entwurf zielt darauf, die städtischen Freiräume frühzeitig umsetzen zu können. Durch die neue Definition des Stadtraumes im Bereich des Darrplatzes und die Nutzung der Brachflächen als neue, städtische Freiflächen, ist der Entwurf unmittelbar umsetzbar und es besteht ein sehr geringer Bedarf an neue Bebauung.

Der zentrale Standort bietet das Potenzial für besondere innerstädtischen Wohnformen, für die trotz der bestehenden Leerstandsproblematik eine Nachfrage besteht. Dies sind einerseits kleinere, barrierefreie Wohnungen etwa für Senioren, die bewusst das gute Versorgungs- und Erlebnisangebot der Innenstadt suchen, aber auch innerstädtische Einfamilienhaustypen für Familien, für die sich gerade angesichts niedriger Grundstückspreise eine zunehmende Nachfrage abzeichnet. Der Entwurf schlägt dem entsprechend für den Baulückenschluss an der Bernhardstraße und die Neudefinition der Blockkante zwischen Darrplatz und Darrstraße zwei Fahrstuhl- und Laubengangerschlossene 2 bzw. 3 geschossige Wohngebäude (+ Staffelgeschoss) mit barrierefreien, seniorengerechten Wohnungen und sich zu Straße bzw. Platz öffnenden Erdgeschossnutzungen vor. Die südwestliche Blockkante sowie die bestehende nördliche Baulücke des Blocks Darrplatz / Darrstraße werden mit mit zwei kleineren Geschoss- oder Reihenhaustypen geschlossen. An der Tyroffstraße entsteht durch den Rückbau brachliegender Hinterhofgebäude Raum für innerstädtische Einfamilienhaustypen, die durch die Umgestaltung der Tyroffstraße zusätzliche Attraktivität gewinnen. Diese sparsamen baulichen Interventionen sichern die für den Entwurf maßgebliche neue Raumkantenbildung.