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Kemnath

Mehrfachbeauftragung 1. Preis

Städtebaulicher Entwurf für das ehemalige Brauhausgelände und das Sportplatzareal

seit 2019

Geschichte und Identität des Ortes

Das zu beplanende Areal schließt sich unmittelbar südwestlich an die Innenstadt Kemnaths an. Insbesondere das ehemalige Brauhausgelände profitiert von der besonderen Lage mit Blick über den Stadtweiher zum historischen Stadtkern. Dessen Cafés, Restaurants und Geschäfte sind in fußläufiger Entfernung erreichbar. An das ehemalige Brauhausgelände schließt sich im Westen der Grünraum des Fallbachs an, der das Plangebiet von Norden nach Süden durchzieht und das wichtigste freiräumliche Entwicklungspotenzial des Entwurfsgebiets darstellt. Die ebene Fläche des Sportplatzareals westlich des Fallbaches ist im Norden über die Jahnstraße auf kurzem Wege an die Innenstadt angebunden und profitiert von der Nähe zu den Nahversorgungsstandorten an der westlichen Stadteinfahrt Kemnaths. Den südlichen Abschluss des Areals bildet die Bundesstraße 22, welche ca. 5,00m oberhalb des Geländeniveaus verläuft und das Plangebiet mit steiler, dicht bewachsener Böschung abschließt.

Städtische Mischung am Ufer des Stadtweihers

Die neue Struktur entwickelt die beiden Areale entsprechend ihrer örtlichen Gegebenheiten unterschiedlich: Auf dem ehemaligen Brauhausareal wird entlang der Amberger Straße am Seeufer eine offene Struktur aus vier diamantförmigen Baukörpern vorgeschlagen. Der größte Körper beherbergt das Hotel und bildet mit vier Geschossen eine prägnante räumliche Fassung der in diesem Bereich als »Promenade« ausgebildeten, verkehrsberuhigten Amberger Straße. In der Fortsetzung wird die Baustruktur durchlässiger und ermöglicht attraktive Blicke in den Grünraum des Fallbaches. In den kleineren Baukörpern sind Wohn- und Geschäftshäuser, sowie ein Boardinghaus untergebracht. Die Promenade am Stadtweiher und der entstehende kleine Platz laden mit belebenden Nutzungen (Café, Laden, etc.) im Erdgeschoss zum Aufenthalt ein.

Ruhiges Wohnen am Fallbachgrünzug

Eine neue Fußgängerbrücke über den Fallbach verbindet das Brauhausgelände mit dem Sportplatzgelände westlich des Grünzuges. Hier entsteht ein ruhiges Wohngebiet. Als räumliches Motiv vom historischen Stadtkern Kemnaths entliehen, weitet sich die Nord-Süd-Erschließung mittig auf. Sie bildet so einen zentralen Anger aus, der durch die Kopfgebäude der Wohnparzellen gefasst wird. Durch die ost-westlich ausgerichteten Strukturen wird der Fallbachgrünraum in das Wohnquartier optimal eingebunden und ist auch vom Anger aus erlebbar. Die vorgeschlagene Struktur ermöglicht einen breiten Wohnungsmix in den unterschiedlichen Typologien. Die Gebäudestruktur der Kopfbauten ist so angelegt, dass ein flexibles Angebot an Wohnungsgrößen nachfrageorientiert bereitgestellt werden kann. Angedacht sind barrierefreie, kleinere Wohnungen für alle Alters- und Einkommensgruppen. So kann sich von Beginn an eine Mischung im Quartier einstellen und es besteht die Möglichkeit, bei sich verändernden Lebensumständen innerhalb des Quartieres zu wechseln. In den anschließenden Riegeln soll parzellengebundenes Eigentum in Form von Reihen-, Einzel- und Doppelhäusern entstehen. Die Häuser sind von Norden erschlossen und nach Süden auf einen kleinen, privaten Garten ausgerichtet. Eine besondere Wohnqualität des neuen Quartieres stellen die großzügigen, öffentlichen Grünräume mit ihren vielfältigen Erholungsangeboten (Anger, Park, Spielen, Wasser) dar.

Abschließende Bewertung in der Fachjurysitzung
Im Zuge der weiteren Bearbeitung in der zweiten Phase wird der Entwurf überarbeitet und das Konzept weiter ausformuliert. Die Fachjury sieht als Ergebnis der abschließenden Sitzung einen robusten städtebaulichen Entwurf mit identitätsstiftender Wirkung. Klar zonierte Nutzungen werden in verschiedenen Baukörpern konsequent bautypologisch differenziert. Diverse Freibereiche sind klar formuliert und gut auffindbar. Das Gebiet westlich des Fallbachs bleibt dem Wohnen vorbehalten, welches sich mit einer kammartig ausgefächerten Struktur an den in Nord-Süd Richtung verlaufenden Anger anlagert. Der Ort steht für Aufenthaltsqualität und Multifunktionalität. Das Quartiersparken erfolgt konsequent in außerhalbgelegenen, begrünten Parkplätzen und sorgt für eine ruhige und geschützte Atmosphäre.
Die gut ausgebildete Ost-West-Achse verbindet das Gebiet mit den bestehenden Strukturen des Seeleitenparks und schafft eine angenehme Möglichkeit der Durchwegung. Im östlichen Bereich des Areals entsteht ein Hotel mit Öffnung eines wohlproportionierten Platzes zum Stadtweiher. Die Ausbildung eines Plateaus in Verlängerung des Platzes mit grüner Böschungskante zum Fallbach hin erscheint reizvoll und schafft einen Ort mit hoher Attraktivität und Aufenthaltsqualität.